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Tipps für den Einstieg: Historische Darstellung 14. Jahrhundert
Dieses Dokument ist eine Hilfestellung, eine Art Geländer für den Anfang und ersetzt keinesfalls die ausführliche eigene Recherche - kann aber vielleicht helfen ein paar Fehler zu vermeiden.
Ich bin der Meinung, dass für eine historische Darstellung alle Gegenstände belegbar sein müssen. Im Umkehrschluss, alle Gegenstände, die dieses Kriterium nicht erfüllen, haben keinen Platz in der historischen Darstellung und bleiben zu Hause. Als Belege gelten Funde und Abbildungen sowie Beschreibung im Sinne einer konzentrischen Recherche (s. So regional wie möglich!). Regional, überregional im Wirtschaftsraum, überregional oder international.
Kann etwas regional nicht belegt werden, zuerst die Fundlage im direkten Wirtschaftsraum prüften. Fehlen Belege für einen Gegenstand, dann können auch überregional und international Quellen genutzt werden, wenn diese sinnvoll in den Rahmen der eigenen Darstellung passt. Für die quellenbasierte Darstellung sind vage Spekulationen und „die damals waren nicht blöd und Zeit hatten sie auch“ keine Rekonstruktionsgrundlage. Wenn für etwas - unabhängig ob es die Darstellung an sich ist oder ein Ausrüstungsgegenstand - wenige Belege vorhanden sind und verschiedene Interpretationsschleifen mit Kompromisse eingegangen wurden, um Plausibilität zu erzeugen oder spekulative Annahmen über die Art und Weise der Herstellung getroffen wurden, sollte man vielleicht darauf verzichten. Ehrlichkeit zu sich selbst, erspart viele Worte der Argumentation gegenüber anderen Darstellern und auch Besucher.
Anmerkungen für die Praxis: Ähnliches gilt auch für die Datierung von Ausrüstungsgegenständen.
Ich finde es sinnvoll, eine Belegliste oder ein gutes Gedächtnis zu haben. =) Erinnre mich für mich selbst: Machen!
KLEIDUNG:
Das 14. Jahrhundert ist der „Erfinder“ der kurzlebigen Mode. Die Kleidung der Frauen und noch stärker die Kleidung der Männer verändert sich nach den 1340ern in 10 Jahreszyklen.
Ich orientiere mich an die Mode aus Nürnberg oder Prag. Mode aus Frankreich oder Italien eher weniger. Arbeitskleidung ist von diesen Entwicklungen weniger stark betroffen, aber folgt trotzdem, wenn auch zeitverzögert und weniger stark ausgeprägt dem Trend.
Die Schnitte der Damenmoden wechseln vom Bahnenschnitt zum geviertelten Schnitt mit Naht vorne und hinten. Dieser ermöglich, dass sehr enge Kleider getragen werden können. Ab der Mitte des 14. Jahrhundert sind geschnürte Kleider zu finden Die Ärmel werden enganliegend und der Halsausschnitt groß. Teilweise bis auf den Armansatz auf der Schulter.
Ich habe mich für die Köchin aus Nürnberg um 1320 u. a. an der Kleidung der Jungfrauen am Brautportal von St. Sebald orientiert.
Am Anfang des 14. Jahrhundert ist die Männermode noch knöchellang, auch der Arbeitskittel geht bis übers Knie. Sie verkürzt zunehmend und bedeckt am Ende des 14. Jahrhunderts nur noch den Hintern. Gleichzeitig werden die Beinlinge leistenlang und auch die Oberköperform verändert sich bis hin zur gepolsterten Brust.
Für das 14. Jahrhundert sind bereits Kleiderordnungen vorhanden. Die dort geregelten Punkt müssen erst bei einer gehobenen Darstellung berücksichtig werden.
Das Mittelalter war bunt. Auch Leuchtende Farben sind pflanzengefärbt möglich. Was ein Stoff kostete, hing von der Färbung ab. Für Nürnberg gibt es bis ins 15. Jahrhundert keine Nachweise für Indigofärbung. Blaue Stoffe sind Waidfärbungen.
Anmerkungen für die Praxis: Gelbe Kleider waren üblich und sind nicht den Prostituierten vorbehalten. Die Kenntlichmachungszeichnungen, wenn es denn welche gibt, sind den entsprechenden Polizeiordnungen zu übernehmen.
Als Material verwende ich Leinen für Unterkleidung und Wolle für Überkleidung in Leinwand oder Köperbindung. In Bekleidungsstoffen findet sich keine Rautenköperbindung, dafür aber gestreifte, karierte und gemusterte Stoffe. Wer Freude an Seide und Brokat hat. Viel Spaß damit.
Im 14. Jahrhundert gibt es die ersten Belege für Barchent und Baumwollstoffe bei Haushaltswaren und auch bei Kleidung. Diese sind aber nicht keine Standardmaterialien. Ich verwende diese nicht.
Die Ärmelnaht liegt über dem Ellenbogen. Der Armausschnitt und die Armkugel ist vorhanden, je später im 14. Jahrhundert, desto größer und ausgeprägter, aber verläuft noch nicht über den Rücken. Um 1320 sieht man noch sehr oft, den schmalen Unterarm und den fast bauschig weiten Oberarm bei Frauenkleidern.
Der im 13. Jahrhundert und auch noch im frühen 14. Jahrhundert zu findender Mantel mit Tasselband und die Cuculle verschwinden. Ein Mantel von Frauen kann mit einer Brosche verschlossen werden. Die Houppelande ist zeitlich später und taucht erst in den 1390ern auf.
Auch die Arte der Kopfbedeckungen verändert sich. Bei den Frauen sind die Möglichkeiten der Kopfbedeckung vielfältig. Neben Schleier und Riese sind auch viele gebundenen Kopftücher und Hauben möglich.
Der Gürtel ist ein Accessoire und kein zwingender Bestandteil der Kleidung, aber in alles Schichten üblich. Ob Taschen/Beutel oder Messer am Gürtel getragen werden ist abhängig von der Darstellung. Der Gürtel wird in der Regel über dem Kleid aber unter dem Überkleid getragen.
Schuhe im 14. Jahrhunderts sind großzehenbetonend. Je später und modischer ein Schuh, umso ausgeprägter, aber es hat noch keinen Schnabel. Trippen sind (immer) sinnvoll.
Die Wahl der Kleidung ist abhängig von der Darstellungszeit, der Region und dem Stand. Darüber hinaus ist es sinnvoll auch über die Nutzung und das eigene Alter nachzudenken. Arbeitskleidung ist einfacher gehalten. Kleidung von älteren Menschen konservativer.
Die Unterkleider sind aus Leinen und kürzer als die Kleider. Der Schnitt und der Halsausschnitt sind abhängig vom Kleid darüber.
Kleid und Überkleid sind bei mir aus Wolle. Sinnvoll ist es unterschiedlich dicke Kleider herzustellen, die wie Zwiebelschalen bei geringeren Temperaturen übereinander getragen werden können. Denn es kann nicht nur im Frühling oder Herbst, sondern auch im Sommer kalt werden.
HAUSHALT:
Keramikgefäße
Immer sind Gefäße nach regionalen Funden der Importware vorzuziehen. Gefäßformen, Farben, Magerungen und Verzierungen können nach Zeit und Region unterschiedlich sein. Alltägliche Gebrauchskeramik wandert sehr viel weniger als repräsentative Solitärgefäße. Bei Gefäßen des täglichen Gebrauchs fehlen in der Region Funde von Importware.
Ich Nutze Keramik nach Funden aus Bayreuth, Nürnberg oder Prag nutzbar und „verbrauche“ auch noch die Reste meiner Frankfurter Keramik.
Anmerkungen für die Praxis: Glas wird im 14. Jahrhundert zunehmend häufiger. Es gibt diverse Glasfunde. Auch hier sollte auf die Regionalität geachtet werden.
Kleinholzgegenstände
Gedrechselten Schüsseln und Dosen sind, ebenso vertreten, wie die unterschiedlichsten Daubengefäße/Böttcherware und Mollen.
Der Löffel hat im 14. Jahrhundert ein runder oder tropfenförmiger kleiner Laffe. Der Löffelstil ist kurz und in der Regel gerade angesetzt.
In der Darstellung sind nur heimische Hölzer zu verwenden.
Anmerkungen für die Praxis: Spanschachteln sind genäht und nicht geklebt.
Möbel
Die Standardausstattung einer Kammer sind Bett, Tisch, Bank/Hocker. Eine Bettausstattung hat zu bestehen aus: Strohsack, 2 Leinentücher, Decke und Kissen. Tischdecken sind sowohl gemustert als auch ungemustert und in verschiedenen Größen zu sehen. Dazu kommen noch Truhen und Laden. Bei den Formen orientiere ich mich an erhaltenen Originalen und an Abbildungen. Gegen den kalten Po und auch weil es bequem ist: Empfehle ich Sitzkissen. (Anmerkungen für die Praxis: Für die gern verwendeten Schaffelle gibt es keine Hinweise in der Literatur - weder im Bett noch als Sitzunterlage.)
Beleuchtung
Talglichter oder Schaftleuchter, Hornplattenlaternen, Keramikleuchten, Kerzenständer und Halterungen. Jede Beleuchtungsform hat ihr Aufgabengebiet.
Brennmaterial: Talg auch in Form von Talgkerzen. Ich verwende keine Bienenwachskerzen, da ich für das 14. Jahrhundert keine Belege für die Nutzung in Privathaushalten habe. Weiter gibt es Kienspäne und Öllampen.
Anmerkungen für die Praxis: Die Stumpfkerzen gab es im Mittelalter noch nicht und die Rohhautlaternen eine moderne Szeneerfindung. Feuer darf niemals unbeaufsichtigt sein. Gilt auch für alle Formen der Beleuchtung.
Handwerksgeräte
Wer ein Handwerk zeigt, benötigt das entsprechende Werkzeug, das Wissen und das handwerkliche Können. Und weil kochen auch ein Handwerk ist: gelten für die Küche die gleichen Anforderungen, wie für alle anderen Gewerke auch.
Um eine sattmachende Mahlzeit zuzubereiten, genügt bereits ein Keramikkopf und einen Kochlöffel. Es muss keine vollausgestattete Küche sein, wie ich sie haben.