Löffel

Löffel

Gastbeiträge von Andy Betz


Mittelalterliche und frühneuzeitliche Löffelfunde in Deutschland

- Löffel und deren Herstellung -
Aufsatz von Andy Betz
(mit freundlicher Erlaubnis zur Veröffentlichung durch DeTimmermansche)


Der Ursprung des Löffels

Das ursprünglichste Esswerkzeug des Menschen sind von jeher die Finger und die hohle Hand gewesen. Nachdem der frühzeitliche Mensch allerdings gelernt hatte Feuer zu machen, und Dieses zum Kochen zu nutzen, waren fortan Gebrauchsgegenstände nötig, um sich beim Zuführen der Nahrung zum Mund nicht die Finger zu verbrennen. Hierzu wurden Muscheln, leere Schneckenhäuser, oder konkav geformte Rindenstücke verwendet. Als der Mensch dann eigene Essgefäße herstellen konnte begann er auch damit geeignete Essgeräte herzustellen. Der Löffel ist das älteste jener selbst hergestellten Essgeräte, und von der Form einer schöpfenden Hand nachgebildet.
Es gibt Belege von Schöpflöffeln aus Knochen und Stein aus der europäischen Jungsteinzeit. In der Ägyptischen Hochkultur um 5.000 v. Chr. kamen Löffel aus Holz und Stein, vereinzelt sogar aus Elfenbein zum Einsatz, während in der Bronzezeit einfach geformte Tonlöffel Verwendung fanden. In den Pfahlbauten der Schweizer- und Österreichischen Seen fand man Holzlöffelreste, die um 2.500 v. Chr. zum Einsatz gekommen sind.

 

Die Bedeutung des Wortes "Löffel"

 

Das Wort „Löffel“ stammt ursprünglich wahrscheinlich aus dem Lateinischen, und wurde im Laufe der Zeit dann immer weiter abgewandelt. Im Althoch- deutschen sprach man von „Laffan“, im Mittelhochdeutschen von „Laffen“. Dies bedeutet so viel wie Schlürfen oder Lecken, während „Laffan“ auch für Lippe oder Löffelschale steht. Das Wort „Laffe“ hat sich im Übrigen bis heute erhalten. Man spricht davon, wenn man die Löffelschale meint, also den Teil, welcher an den Stiel angrenzt, und zum Aufnehmen der Nahrung gedacht ist.



Der Löffel im Mittelalter – Löffelfunde

 

Bei nahezu jeder größeren Stadtkerngrabung wurden Holzlöffel, oder zumindest Bruchstücke davon zu Tage gefördert [1]. Anders als beispielsweise Glas oder Keramik erhalten sich Holzgegenstände im Boden jedoch deutlich schlechter, wodurch der Anteil dieser erhaltenen Gebrauchsgegenstände insgesamt eher gering ausfällt. Trotzdem haben sich im passendem Bodenmilieu, z.B. in verfüllten Abortgruben einige Löffel zum Teil hervorragend erhalten. Genaueres hierzu finden Sie in meinem Aufsatz „Mittelalterliche und frühneuzeitliche Löffelfunde in Deutschland - die verwendeten Holzarten“
Die Formgebung und Größe von Löffeln änderten sich im Laufe der Geschichte unzählige Male, und auch im Mittelalter entwickelten sich die unter- schiedlichsten Formen. Der Löffel des 13ten Jahrhunderts hatte beispielsweise meist einen langen Stiel, und ein eher ovaler Laffe. Im 14ten Jahrhundert sind die Stiele etwas kürzer, die Laffe eher rundlicher. Im 15ten Jahrhundert hat sich die Form dann komplett geändert: Die Stiele waren nun sehr kurz und kräftig, die Laffe oval oder rund aber deutlich größer als in den vorangegangenen Jahrhunderten [2]. Der Großteil der erhaltenen Holzlöffel des 13.-15. Jahrhunderts war meist schlicht, und besaß eher selten aufwendige Verzierungen (jedoch weisen einige der erhaltenen Löffel Kerben an der Unterseite auf - wohl als Besitzermarke). Bereits die schlichte unaufdringliche Formgebung, die warme Farbe und der Faserverlauf des Holzes verlieh den Löffeln ein ansprechendes Äußeres. Jedoch gab es auch Ausnahmen. Als Beispiele seien hier ein Löffel aus Schleswig an der Wende zum 13. Jahrhundert, und ein Löffel aus Bad Windsheim um 1500 genannt. Bei Ersterem handelt es sich um einen Löffel, welcher deutlich erkennbar einem Drachen nachempfunden wurde. Der im Mittelteil gebauchte Stiel besitzt eine Schraffur, welche Schuppen darstellen soll, angewinkelte Vorderbeine mit runden Pfoten, und eine Halspartie, welche in einem Kopf mit geöffnetem Maul mündet, aus dem die (nicht mehr erhaltene Laffe) entspringt [3]. Der Windsheimer Löffel ist vollständig erhalten, und fällt durch ein aufwendiges plastisches Flechtband auf, welches den gesamten 4,4cm langen Stiel verziert. Der Löffel ist im Museum Kirche in Franken in Bad Windsheim ausgestellt [4].
Neben diesen zum Essen verwendeten Löffeln begegnen uns im Fundgut aber immer wieder auch deutlich größere Löffel, Schaber, Spatel, und Quirle, welche wie heute wohl zum Umrühren, Vermengen und Abschöpfen der Speisen gedient haben.

 

 Die Herstellung des Löffels

Die Frage wer denn „im Mittelalter“ Löffel schnitzte ist meiner Meinung nach nicht pauschal zu beantworten. Einfache Holzlöffel, Spatel und Quirle sind nicht sonderlich schwer herzustellen, so daß sich etwa die einfache Landbevölkerung dieses Eß- und Küchenwerkzeug sicherlich vielerorts selbst angefertigt hat. Die Autoren zahlreicher Publikationen über Holzfunde gehen aber davon aus, daß die bei Stadtgrabungen gefundenen sauber gearbeitet, fein geschnitzt, und oftmals sorgfältig geglätteten Holzlöffel von spezialisierten Handwerkern angefertigt wurden. Hier finden sich insbesondere die Begriffe „Löffelschneider, Löffler, und Löffelmacher“.

 

In Jihlava (deutsch: Iglau, Tschechien) sind „Löffler“ für das 13./14. Jahrhundert historisch bezeugt [5]. Zwischen 1707 und 1750 sind für die ehemalige Hansestadt Einbeck im Bereich Holzhandwerk neben Tischlern, Drechslern, Bildschnitzern, Böttchern, Rad- und Pflugmachern, Büchsenschäftlern und Leistenschneidern auch Löffelschneider schriftlich belegt, welche zusammen in Gilden organsiert sind [6], und auch in Frankfurt wird ein„Gewerbe der Löffelschneider“ erwähnt [7]. Auch in der Heraldik ist das Berufswappen der Löffelschneider überliefert. So führten die Löffelschneider in Nürnberg 1563 zwei schräggekreuzte, geschnitzte Holzlöffel im Wappen [8].

 

Die Bedeutung des Löffels

 

 Dem Löffel kam im Mittelalter eine andere Bedeutung zu als heutzutage. Allein schon, weil man ihn anders als heute bei sich trug, und als Essbesteck zu Tisch mitbrachte. Dieses Besteck bestand aus Löffel und Messer, da die Gabel damals noch nicht gebräuchlich war (vielerorts war der Löffel sogar bis ins 19. Jahrhundert hinein neben dem Messer das einzige Esswerkzeug). Das Gebrauchsmesser wurde in einer Lederscheide sichtbar am Gürtel hängend getragen, und auch für Löffel gab es mit schönen Punzierungen versehene Futterale, die am Gürtel befestigt wurden. Anhand spätmittelalterlicher Gemälde ist überliefert, daß man sich den Löffel mitunter auch an den Hut steckte.

 

Das einfache Volk besaß schlichte Holzlöffel, während besser gestellte Bürger und der Adel von aufwendig verzierten Holzlöffeln, Holzlöffeln mit verziertem Stielendstück aus Zinn, Löffeln komplett aus Zinn, oder gar von Silberlöffeln speisten. Kostbare verzierte, und teilweise mit Inschriften versehene Löffel waren kostbare Besitzgegenstände sowie Familienerbstücke. Hiervon kündet noch heute das Sprichwort „den Löffel abgeben“, da der Verstorbene den Löffel „abgab“, also weitervererbte. Wer dagegen „mit einem silbernen Löffel im Mund geboren wurde“ bekam den Wohlstand schon mit in die Wiege gelegt, da er beispielsweise in eine wohlhabende Adelsfamilie hineingeboren wurde.

 

Vom Holz- zum Metalllöffel

 

Ab dem 15. Jahrhundert entstand das Gewerbe der „Löffelmacherei“ als Zweig der Metallverarbeitung in der Nähe von Eisenerzförderung und -verhüttung, da mittlerweile auch Metalllöffel recht günstig hergestellt werden konnten. Die Blütezeit hatte die Löffelmacherei aber erst im 17. und 18. Jahrhundert. Anfangs wurden Löffel roh aus einem Stück geschmiedet, und anschließend mit der Feile bearbeitet. Ab dem frühen 18. Jahrhundert begann man die Rohlinge aus dem Blech zu schneiden, und kalt zu verformen. Die Herstellungsprozesse wurden vereinfacht, die einzelnen Schritte von Fachkräften durchgeführt. Nach dem Plattenschmied arbeitete der Schwarzarbeiter die endgültige Form heraus. Abschließend wurde der Löffel verzinnt. Mit der zunehmenden Industrialisierung stieg die Produktion immer weiter an. So gründete beispielsweise Gottfried Heinrich Friedrich um 1789 im Erzgebirge die erste große Löffelfabrik. Im Jahr 1820 wurden bereits 6.000 Löffel pro Woche hergestellt – mit steigender Tendenz. [9] Handgefertigte Holzlöffel waren längst zu einem Nischenprodukt geworden.

 

Quellen

 

[1] Stadtgrabungen in Freiburg, Konstanz, Bad Windsheim, Schleswig, Freiberg, Dresden, usw.
[2] Ein gutes Beispiel hierfür sind die Löffel aus Bad Windsheim um 1500.
[3] Ausgrabungen in Schleswig, Berichte und Studien 17, S. 205, Abb. 2, Nr.10
[4] Walter Janssen, Der Windsheimer Spitalfund aus der Zeit um 1500, Tafel 28, Nr. 12 und Museum Kirche in Franken
[5] B. Novotný, 1982, Funde mittelalterlicher handwerklicher Erzeugnisse aus Iglau (Mähren): Von der 2. Hälfte des 13. bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts
[6] A. Heege, Einbeck im Mittelalter. Eine archäologisch-historische Spurensuche, Studien zur Einbecker Geschichte 17, Oldenburg 2002
[7] Ernst Walther Huth, die Entstehung und Entwicklung der Stadt Frankfurt (Oder) und ihr Kulturbild vom 13. bis zum frühen 17. Jahrhundert auf Grund archäologischer Befunde, 1975
[8] A. Gustaf, E. Gritzner, Berufswappen – die Siegel der deutschen Universitäten, Bauer & Raspe, 1976
[9] Erzgebirge.de, eine Internetseite über die Tourismusregion Erzgebirge
[10] Ich verwende hierfür Winterschachtelhalm dessen hoher Anteil an Kieselsäure einem modernen Schleifpapier mit 240er Körnung entspricht.


Autor

 

A. Betz
2. überarbeitete Version im Mai 2012



Mittelalterliche und frühneuzeitliche Löffelfunde in Deutschland
- die verwendeten Holzarten -

 

Aufsatz von Andy Betz
(mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung durch DeTimmermansche)

 

Unter dem Motto "Das richtige Holz für den Löffel" habe ich mich im November 2010 eingehender damit befasst welche Holzarten im Mittelalter zur Herstellung von Löffeln verwendet wurden. Zur Recherche dienten mir v.a. einige Fachpublikationen, welche ich im Folgenden auch benannt habe. Der Folgende Aufsatz ist nur ein kleiner Ausschnitt über das "Themengebiet Löffel", und befasst sich in erster Linie mit den Holzarten. Auf Punkte wie unterschiedliche Löffelarten, deren Form, Verarbeitung, etc. möchte ich hier nicht, oder nur am Rande eingehen. Da ich nun selbst schon seit einiger Zeit Löffel schnitze, bei denen ich mich an Grabungsfunden orientiere, ist es für mich essentiell auch die damals verwendeten Holzsorten zu verwenden. Bislang verwendete ich größtenteils Ahorn, möchte aber künftig auch gerne auf andere gebräuchliche Holzarten zurückgreifen, um mein Repertoire zu vergrößern. Durch meine Recherche entstand eine zunehmende Anzahl an Notizen, die ich schließlich zu diesem kleinen Aufsatz zusammenfasste, um meine Erkenntnisse auch an andere Interessierte weitergeben zu können. Sie finden hier also eine Aufzählung einiger bedeutender Fundorte von Holzgegenständen in Deutschland, bei denen auch eine größere Anzahl von Löffeln ergraben wurde. Aus welchen Hölzern diese geschnitzt wurden (und Einiges mehr) erfahren Sie im Folgenden...

 

Die Ausgrabungen in Schleswig

 

Über Schleswig
Schleswig ist eine Stadt im Norden Schleswig-Holsteins, und liegt an der Schlei. Daher auch der Name, welcher aus dem Altnordischen stammt, und so viel wie "Bucht oder Hafen der Schlei" bedeutet. Urkundlich wurde Schleswig erstmal im Jahre 804 als "Sliasthorp" erwähnt. Heute zählt die Stadt etwa 24.000 Einwohner.

 

Die Grabungen
Bei umfangreichen Grabungen Mitte der 1980er Jahre wurden u.a. viele Holzgegenstände, darunter eine große Anzahl an Löffel, Löffelspatel, und Schöpfkellen ergraben. Die Grabungen in der Schleswiger Altstand fanden am "Schild" und an der Plessenstraße statt. Die Datierung sämtlicher Holzfunde in Schleswig (also nicht nur der Löffel) gliedert sich wie folgt: 19,6% wurden auf das 11. Jh. datiert, 28 % auf das 12. Jh., 31.7% stammen aus der Zeit zwischen 1200 und 1280, und weitere 20,7% wurden auf die Zeit nach 1280 datiert. 
Insgesamt wurden in Schleswig 62 Löffel gefunden. 47 Stück wurden bei der Grabung am Schild, und 15 Stück an der Plessenstraße zu Tage gefördert. Es wurden sowohl Eßlöffel, als auch größere Löffel, die wohl zum Kochen oder Abschöpfen verwendet wurden, ergaben. Bei 49 Löffeln konnte die Holzart noch bestimmt werden. Am häufigsten ist Ahorn mit 19 Exemplaren vertreten. Aus Holunderholz wurden elf Löffel gefertigt, während Obstbaum mit 6 Löffeln, Eibenholz mit 4 Löffeln, und Tanne (welches importiert werden musste) noch mit 3 Löffeln vertreten ist. Erle, Esche, Buchsbaum, Hainbuche, Kiefer und Pfaffenhütchen sind je einmal vertreten.

 

Besonderheiten
Die Schleswiger Löffel sind durch alle Jahrhunderte hindurch sehr schlicht gehalten, und weisen keine oder kaum Verzierungen auf. Ein Exemplar, datiert auf die Wende zum 13. Jh. bildet hier die Ausnahme. Der Stiel stellt einen Drachen dar. Trotz Beschädigung sind Kopf, Körper und Beine deutlich zu erkennen. Einer der Esslöffel macht deutlich, daß auch beschädigte Löffel weiterverwendet wurden, da ein Fund am Stiel abgebrochen war, und sekundäre Schnitzspuren aufwies. Er wurde also ausgebessert, und weiterverwendet. Drei der insgesamt 62 gefundenen Löffel wurden im Übrigen nie fertiggestellt. Sie sind uns als Rohlinge erhalten geblieben.

 

Quelle und weiterführende Literatur
Ausgrabungen in Schleswig - Berichte und Studien 17, Holzfunde aus dem mittelalterlichen Schleswig, von Volker Vogel, Wachholtz Verlag, Neumünster 2006, ISBN 3-529-01467-2

 

Die Ausgrabungen in Freiberg

 

Über Freiberg
Freiberg liegt in der Mitte des Bundeslandes Sachsen, zwischen Dresden und Chemnitz. Die Stadt entstand etwa um 1165/70, und war eng mit dem Bergbau verwurzelt. Im Hochmittelalter war Freiberg die größte Stadt der Mark Meißen, wichtiger Handelsstandort, und bedeutende Münzstätte. Heute hat Freiberg etwa 41.700 Einwohner.

 

Die Grabungen
In Freiberg wurden etwa 500 Holzgegenstände ergraben. Sie stammen aus diversen Grabungsbereichen der Altstadt, wie Obermarkt, Enge Gasse, Borngasse, Berggasse, und Pfarrgasse. Datiert wurden die Funde auf die Zeit vom 13. Jahrhundert bis in die Neuzeit. 
Freigelegt wurden an den verschiedenen Grabungsorten (hauptsächlich Gruben) insgesamt 16 Löffel. Zum Einen Löffel mit langstieliger Form, und einfacher gerundeter, breit ausgearbeiteter teils dickwandiger Laffe. Zum Anderen (und weitaus häufiger) kurzstielige Eßlöffel. Die langstieligen Löffel (insgesamt ca. 30cm lang) wurden aus Ahorn, Eiche, und Wacholder hergestellt. Bei den kurzstieligen Löffeln dominiert allen voran Ahornholz. Insgesamt wurden verwendet: 11 x Ahorn, 2x Buchsbaum, je 1x Wacholder, Eiche und Tanne.

 

Besonderheiten
In der verwendeten Publikation wird mehrmals erwähnt, daß Vieles für die Löffelherstellung durch spezialisierte Handwerker spricht. Es ist von "Löffelschneidern" die Rede, von einer sehr einheitlichen Bemaßung der Löffel, von "solider Handwerksarbeit", und "fein geglätteten Löffeln". Es wird ebenfalls erwähnt, daß in Jihlava (Iglau, Tschechien) "Löffler" für das 13./14. Jahrhundert historisch bezeugt sind.

 

Quelle und weiterführende Literatur
Stadtarchäologie in Freiberg - Holzfunde, von Arndt Gühne, Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden, Band 22, Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1991, ISBN 3-326-00644-6


Die Ausgrabungen in Dresden

 

Über Dresden
Dresden ist die Landeshauptstadt von Sachsen, und zählt etwa 518.000 Einwohner. Urkundlich erwähnt wurde Dresden erstmals 1206, archäologische Spuren auf dem späteren Stadtgebiet deuten aber auf eine Besiedelung bereits in der Steinzeit hin.

 

Die Grabungen
In der Publikation über die Freiberger Holzfunde wird u.a. auch auf Funde in Dresden eingegangen. Bei Grabungen in der Töpfergasse und Münzgasse wurden 6 Löffel und Löffelreste aus dem 14. und 16./17. Jahrhundert zu Tage gefördert. Das verwendete Holz war in vier Fällen Ahorn. Je einmal wurden Buchsbaum und Eibe verwendet.

 

Quelle und weiterführende Literatur
Ausgrabungen in Schleswig - Berichte und Studien 17, Holzfunde aus dem mittelalterlichen Schleswig, von Volker Vogel, Wachholtz Verlag, Neumünster 2006, ISBN 3-529-01467-2

 

Die Ausgrabungen in Freiburg

 

Über Freiburg
Freiburg im Breisgau ist die viertgrößte Stadt in Baden-Württemberg, und zählt heute rund 220.000 Einwohner. Eine erste urkundliche Erwähnung der Stadt findet sich 1008 in einem Dokument von Kaiser Heinrich II. Im Jahre 1120 bekam Freiburg das Markt- und Stadtrecht verliehen, um 1200 wurde mit dem Bau des bekannten Freiburger Münsters begonnen.

 

Die Grabungen
In der Latrine des Klosters der Augustinereremiten wurden insgesamt 1940 hölzerne Kleinfunde zu Tage gefördert. Die Datierungen reichen vom späten 13. bis ins 15./16. Jahrhundert. An Löffeln wurden insgesamt 20 Stück gefunden. Beim verwendeten Holz dominieren Ahorn und Eibe. Es wurden aber auch andere Hölzer wie Buchsbaum, Esche, Buche und Nadelhölzer verwendet.

 

Quelle und weiterführende Literatur
Holzfunde aus Freiburg und Konstanz, Ulrich Müller, Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1266-X

 

Die Ausgrabungen in Konstanz

 

Über Konstanz
Konstanz zählt heute etwa 83.600 Einwohner, und liegt in Baden-Württemberg direkt am Bodensee. Die Geschichte der Ortschaft reicht bis in die Antike zurück. Die historische Altstadt aus dem 12. - 15. Jahrhundert ist an vielen Stellen noch sehr gut erhalten, da die Stadt im Zweiten Weltkrieg nicht bombardiert wurde. Zahlreiche Profanbauten, Kirchen und Klöster warten darauf besucht und besichtigt zu werden.

 

Die Grabungen
Die Konstanzer Funde stammen zu 95% aus der Grabung „Münzgasse/Fischmarkt“, und stammen aus der Zeit des späten 13. – 15./16. Jahrhundert. Die restlichen 5% des Fundmaterials stammen aus der Grabung „Obere Augustinergasse“. Insgesamt beträgt die Anzahl der in Konstanz ergrabenen Holzgegenstände stolze 4.275 Stück. An Löffeln wurden insgesamt 94 Stück gefunden, von denen bis auf vier Löffel, Spatel und Griffe die Holzart bestimmt werden konnte. Beim verwendeten Holz dominieren auch hier Ahorn und Eibe. Es fällt aber auf dass auch viele andere unterschiedliche Holzarten verwendet wurden. Nämlich außerdem Esche, Buchsbaum und Buche. Für acht Spatel und einen Löffel wurde Nadelholz von Fichte und Tanne verwendet. Ein Grundsatz in Konstanz schein gewesen zu sein: Für hochqualitative Löffel Ahorn und Eibe, für einfachere Löffel Fichte, Tanne, Buche.

 

Besonderheiten
Bei den verwendeten Werkzeugen zur Löffelherstellung wird in der Publikation von Messern gesprochen, die im archäologischen Fundbestand wiederholt als „Schnitzmesser“ genannt werden. Außerdem werden Spalter, Beil und Dechsel, sowie Höhlmesser für die Laffe erwähnt. Bei den Funden aus Freiburg und Konstanz zeigen sich an der Laffenunterseite einiger Löffel deutlich Schnitzspuren in Form von kleinen Unebenheiten. Es wird außerdem erwähnt, daß qualitätvollere Löffel zusätzlich poliert wurden. Bei fünf Objekten wurde die Laffe außerdem mit einem dunklen Überzug versehen.

 

Quelle und weiterführende Literatur
Holzfunde aus Freiburg und Konstanz, Ulrich Müller, Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1266-X 


Die Ausgrabungen in Bad Windsheim

 

Über Bad Windsheim
Bad Windsheim ist eine Stadt in Mittelfranken mit heute etwa 11.800 Einwohnern, und liegt ca. 50 km westlich von Nürnberg. Bereits im Jahr 741 gibt es einen urkundlichen Hinweis auf eine Ansiedlung. 1234 wird Windsheim als Markt, und 1248 als Reichsstadt genannt.

 

Die Grabungen
Im Oktober 1983 stieß man bei Aushubarbeiten für den Neubau einer Bäckerei in der Rothenburger Straße 18 auf eine riesige Abortgrube des ehemaligen Spitals, welche 6 x 3 Meter groß, und 6 1/2 Meter tief war. Trotz schwieriger Umstände konnte eine große Anzahl von Gegenständen aus den unterschiedlichsten Materialien geborgen werden. Darunter auch etwa zehn überwiegend sehr gut erhaltene Löffel aus der Zeit um 1500. Bei der Verwendung des Holzes zeigen die Löffel und Löffelfragmente folgendes Bild: 7x wurde Ahorn verwendet, 1x Roterle oder Ahorn, 1x wohl Nußbaum, 1x Eibe oder Wacholder, sowie 1x Esche oder Eiche. Es dominiert also wie auch bei den Grabungen in den anderen Städten deutlich Ahornholz.

 

Besonderheiten
Bei den Windsheimer Holzlöffeln handelt es sich in allen zehn Fällen um Eßlöffel. Diese sind allesamt sehr fein gearbeitet und geglättet worden. Auch auf die Maserung des Blattes wurde offenbar Wert gelegt. Einige der Stiele weisen Verzierungen auf. Einer dieser verzierten Löffelgriffe sticht dabei besonders heraus. Interessant ist noch daß der Löffel das einzige Eßgerät im Spital gewesen zu sein scheint. Messer undGabeln spielten keine Rolle. Ein Teil der Funde (auch Löffel) sind im Spitalmuseum in Bad Windsheim ausgestellt.

 

Quelle und weiterführende Literatur
Der Windsheimer Spitalfund aus der Zeit um 1500, Ein Dokument reichsstädtischer Kulturgeschichte des Reformationszeitalters, Walter Janssen, Verlag des Germanischen Nationalmuseums 1995, ISBN 3-926982-38-1

 

Die Ausgrabungen in anderen Städten

 

Andere Städte - ein Vergleich

 

Wenn ich die Grabungsergebnisse in den verschiedenen Städten vergleiche komme ich zu dem Resultat dass Ahorn überall am häufigsten verwendet wurde. Gerade in der Publikation über die Holzfunde aus Freiburg und Konstanz wird aber deutlich dass sehr wohl auch andere als die „üblichen“ Holzarten zum Einsatz kamen. Hier eine kurze Zusammenfassung einiger Funde aus anderen Städten:

 

Nürnberg: geschnitzter Löffelgriff aus Nadelholz (wahrscheinlich Kiefer) 

Mülenen (Schweiz): Löffel aus Ahorn und Buchsbaum 

Charavines (Frankreich): Löffel aus Ahorn und Buchsbaum

Würzburg: Löffel aus Buche 

Frankfurt am Main: Löffel aus Buche 

Magdeburg: Löffel aus Buche 

Lund (Schweden): Ein Löffel aus Birke 

Novograd (Russland): bevorzugt Ahorn und Pfaffenhütchen 

Oslo (Norwegen): bevorzugt Ahorn, Eibe und Pfaffenhütchen 

Futterkamp in Schleswig-Holstein: Ein Löffel aus Hartriegel 

Cork (Irland): vorwiegend Eibe

Höxter (Nordrhein-Westfalen): Löffel aus Wacholder

Elisenhof bei Tönning (Schleswig-Holstein): Löffel aus Eiche

Hull (England): Löffel aus Eiche

Groß Raden (Mecklenburg-Vorpommern): überwiegend Holz von Obstbäumen

Szolnok (Ungarn): bevorzugt Buchsbaum.

 

Quelle
Aus dem Wirtshaus zum Wilden Mann - Funde aus dem mittelalterlichen Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum 1984 und Holzfunde aus Freiburg und Konstanz, Ulrich Müller, Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1266-X

 

Autor:

Andy Betz
November 2010
 

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