Strophe 2: Abwasch

Das bisschen Kochen ...

 ist doch halb so wild, was für den Abwasch ganz genauso gilt

Strophe 2:
Das bisschen
Kochen ist doch halb so wild, was für den Abwasch ganz genauso gilt …


Vom Kochen und Köchen

Kochen ist ein Handwerk, das früh beginnt und am Abend endet - ein Fulltimejob. In großen Küchen des Mittelalters war das eigentliche Kochen noch vergleichsweise „angenehm“. Die Köche in Großküchen wurden verhältnismäßig gut bezahlt und hatten einen Ruf. 1). Ob sich alle Küchenchefs auch zu benehmen wussten, bleibt offen, denn es gibt Berichte (zum Beispiel in den Chausteres Canterbury Tales), dass sie ungehobelt waren, fluchte, betrogen und teilweise auch betrunken waren. Andere Berichte loben die Köche oder Hausfrauen für ihre Küchenleistungen. Ich gehe davon aus, damals wie heute gab und gibt es Menschen, die sich nicht zu benehmen wussten und wissen.


Wäre in Küchen nicht ein Heer an Personen die Zuarbeiten, hätte der Koch allein nichts ausrichten können. 1386 waren am französischen Königshof 73 Personen in der Küche angestellt, plus die Personen die sich um Brot, Wein und Obst kümmerten (für 1328 sind das nochmal 68 Personen). Auch in kleinen Haushalten gab es noch zusätzliches Küchenpersonal. 2) und *)


Vom Spülen und Spülschüsseln

Bereits in der Vorgeschichte wurden Töpfe mit Sand gescheuert und abgespült. Die dokumentieren geschichtlichen Anfänge des Spülens mit Seife sind nicht eindeutig. Sowohl die Babylonier als auch die Ägypter kannten die Wirkungsweise von Seife aus tierischem und pflanzlichem Fett, Asche, alkalischer Salze und Öle. Auch gibt es gesicherte Quellen für das Spülen mit Seife aus China aus der Zeit zwischen 1050 und 256 vor Christus. Offen bleibt, ob mit Seife nur Wäsche gewaschen wurde und / oder auch Geschirr. Auch im antiken Rom wurde bereits mit Seife, aber auch mit anderen Reinigungsmitteln gescheuert und gewischt 3)

Schriftquellen im Mittelalter über’s Spülen:

Erst mit der zunehmenden Schriftlichkeit in den Städten im Spätmittelalter, steigt auch die die Anzahl an nicht kirchlichen Dokumenten und die Dichte an Hinweisen des Alltags. Aber: Das Wort spuolen gibt es bereits im Althochdeutschen. 4)

Konrad von Würzburg schreibt im 13. Jahrhundert in Alexius: swaz die von wazzer und von labe, gespuolten manger schüzzel abe.  Der Schüsselspüler (eine der niedersten Tätigkeiten in der Küchen-Hierarchie) ist in den Summerlaten erwähnt. 5) Das Spülwasser heiß war und das oft und ordentlich beim Spülen geschrubbt wurde, ist aus dem Lehrgedicht von John de Gerlach von 1220 bekannt. 6)


Spüllappen und Abtrockentücher in der Küche hatten unterschiedliche Qualitäten und unterscheiden sich von Handtüchern. Es wird auch davon ausgegangen, dass verbrauchte Tischwäsche als Abtrockentüchern und Lappen weiterverwendet wurden.  In den Rechnungsbüchern des 14. Jahrhunderts des Papsthaushaltes in Avignon ist vermerkt, dass die Küchentücher extra gekennzeichnet wurden, um sie von der Tischwäsche zu unterscheiden. 7) Aus diesen Abrechnungen und aus Abrechnungen von Anton Tucher sind auch Ausgaben für Seife belegt. 8). Vorher sind Wascherde, Seifenkraut oder Seifenstein (gemahlener Speckstein) aufgelistet, dazu kommen noch Sand als Scheuermittel. Der Spülstein, -kübel oder -wanne heißt Spülot oder Spülgelt und ist in verschiedenen Inventarlisten 9) und im Baumeisterbuch von Endres Tucher ist zustätzlich ein Spülkessel zu finden. 10)


Bürsten im allgemeinen und auch Reisigbürsten sind bei der Wäschepflege erwähnt. Das Bürstenbinden wird um 1400 ein eigenständiger Handwerksberuf. Die erste Bürstenmacherzunft gründete sich 1530 in Nürnberg. 11). Die in der Mitte gebundene Reisigbürste - die es auch heute noch zu kaufen gibt – habe ich nicht gefunden. Eine oben zusammengebundene eindeutige Spülbürste ist bei der Hl. Radegundis von Wellenburgerst datiert auf 1515 – 1520 und in einem Eimer liegend zu sehen. 12) John Trevisa (ein Zeitgenosse Geoffrey Chaster) notiert, dass Frauen Schachtelhalm zum Reinigen von Zinn und Holzgeschirr verwenden. 13)


Das Panzergeflecht (panzerfleck) ist dann im 15. Jahrhundert im Hausratsgedicht von Hans Folz 14) und bei Hans Sachs im Gedicht Der gantz Haußrat 15) erwähnt. In Frauengräbern der Bajuwaren, Franken und Merowinger wurden Teile von Kettengeflecht am Gürtel von bestatteten Frauen gefunden. 16) Offen bleibt, ob der metallene Topfreiniger durchgängig im gesamten Mittelalter und überall verwendet wurde.


*) Anmerkung:
Aus eigener Erfahrung! Ist für mehr als 15 Münder zu kochen, dann geht es kaum ohne die fleißigen Hände, die Holz hacken, Wasser holen, schnibbeln oder kneten. Und SPÜLEN! Alle die, die mit mir gekocht haben, kennen diese Küchengrundsätze von mir:
1. Wer kocht (und dazu zählen auch die Personen, die den ganzen Tag in der Küche (zu)arbeiten) -spült nicht!
2. Viele Hände schnelles Ende!
und 
Es gibt hektische Momente in der Küche, wenn etwas im wahrsten Sinne des Wortes an- oder verbrennt oder etwas auf den Punkt fertig sein muss. Manchmal (und das ist auch in Profiküchen so) ist keine Zeit für lange Reden, manchmal nicht für ein Bitte und manchmal kann es auch an den Nerven des Küchenchefs zähren - vielleicht kommt daher der schlechte Ruf.

Daher vorher ein Bitte für die Situationen in denen dafür nicht der Kopf ist und dann ein großes, von ganzem Herzen kommendes DANKE SCHÖN, wenn „es“ vollbracht ist.



Den Artikel zum Runterladen: Abwasch.pdf


Quellen

Wie auch der kleine Artikel zum Hausputz, beruht auch dieser Beitrag auf Basis von Schriftquellen.


 1) Stefan Weiß, Versorgung des päpstlichen Hofes in Avignon mit Lebensmitteln (1316-1378)
2) Bruno Lauriouy, Tafelfreuden im Mittelalter, 1999 S. 95 ff
3) Encyclopedia of Kitchen History
4) Wörterbuchnetz
5) FindeWörterbuch des Wörterbuchnetz
6) Barbara Blatt Rubin, The dictionarius of John de Garlande, Kansas 1981
7) Stefan Weiß, Versorgung des päpstlichen Hofes in Avignon mit Lebensmitteln (1316-1378)
      S. 198, 210, 216
8) Wilhelm Loose, Anton Tuchers Haushaltsbuch, Tübingen, 1877
9) auch in: Dr. Oswald von Zingerle, Mittelalterliche Inventare aus Tirol und Vorarlberg, 1909
10) Dr. Friedrich von Weech und Mathias Lexer, Endres Tucher -Baumeisterbuch der Stadt Nürnberg,
        Stuttgart 1862
11) Deutsches Bürstenmuseum Bechhofen a. d. Heide
12)
Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit – Datenbank
13) Peter Brears, Cooking & Dining in Medieval England, 2008 S. 212
14) Theodor Hampe, Gedichte vom Hausrat aus dem XV. Und XVI. Jahrhundert (Classic Reprint)
15) Adalbert von Keller, Hans Sachs, Band 4, Stuttgart 1870
16) www.ausgraeberei.de


Abbildungen zu verschiedenen Themen rund um den Hausputz sind in meiner Pinterst Galerie zu finden.


Fotos:
DeTimmermansche
oben aus "Ein mittelalterliches Hausbuch von Tanja Bayard, S. 15"


Share by: