Halbierte Eier

Halbierte Eier

oder was macht man, wenn man bei einem Rezept nicht weiter weiß.

Die Übersetzung des Rezepts Nr. 151 aus dem Mondseer Kochbuch lautet:


Halbierte Eier
Willst du halbierte Eier auf einem (Teig)blatt machen, so koche Eier hart, schneide sie in der länge nach , nimm die Dotter heraus (und) menge rohe Eier dazu. Gib die Dotter zu der Masse dazu, backe sie rot, mach ein dünnes (Teig)blatt, lege die Eier darauf, lasse (Teig)blatt und Eier zusammen backen, schneide sie dann wieder voneinander und serviere sie. 1)


Soweit so gut. Aber na ja ...
Wenn ich nicht weiter weiß, dann ist der erst Schritt: Identische oder gleiche Rezepte suchen.
Kochbuchhandschriften, wie auch die Literatur des Mittelalters, wurde abgeschrieben und der Ursprungstext und der abgeschriebene Text können sich unterscheiden. Die Gründe für Abweichungen sind ganz unterschiedlich.
Dem Abschreiber ist ein Fehler passiert und da die Schreiber schreiben, aber nicht kochen konnten, wurde das nicht bemerkt. Der Text wurde bewußt verändert, weil er vielleicht ungenau war oder der Auftraggeber bewußt eine Anpassung des Textes wollte. Es könnte sich aber auch um ein neues Rezept mit einem gleichen oder ähnlichen Namen handeln, welches dem vergleichbaren Rezept ähnelt, aber unabhängig von diesem entstanden ist.
Um zu Kochen ist die Suche nach der Urfassung eines Rezepts aber weniger relevant. Es wird eine verständliche und umsetzbare Textfassung gebraucht.

Ich habe den Vorteil, dass ich viele Kochbücher besitzt und manchmal kann die Suche nach einem passenden Rezept lange dauer. Glücklicherweise aber nicht in diesem Fall. Denn im selben Buch ein paar Seiten weiter half mit das Rezept Nr. 54 aus dem Innsbrucker Rezeptbuch 2) wo beschrieben steht, dass die Füllung gewürzt und wieder zurück in das Eiweiß gefüllt wird.


Meine Umsetzung:
Die Eier habe ich hart gekocht, geschält, geschnitten und die Dotter herausgenommen.
Die Dotter zerbröselt, mit Salz, Pfeffer, etwas Senf und Petersilie (auch aus Rezept Nr. 54) gewürzt und mit einem Ei vermengt.

Die Eiweiße habe ich mit der Masse füllen.


Dann einen festen Teig aus Mehl, Eiern, Wasser und Salz hergestellt und dünne Fladen ausrollt.
Für die "Eierverpackung" habe ich je Ei einen großen und einen kleinen Fladen geformt.

Auf den großen Fladen habe ich das Ei gesetzt, dieses mit dem kleineren abgedeckt und die Ränder des unteren Fladen noch oben geklappt und angedrückt.

In einer Pfanne mit Butterschmalz wurden die Eierpäckchen anschließend ausgebacken.
Bei rohem Ei bin ich immer etwas vorsichtig - besonders auf Veranstaltungen im Sommer - und daher habe ich das Backwerk nach dem Wenden flach gedrückt.


Als Soße zum Tunken kann ich mir eine Senfsoße, eine Zwiebelsoße oder eine Fruchtsoße gut vorstellen.


Ein Anmerkung:
Das Rezept im Original heißt "Gestückte air" was auch so viel heißen kann wie geteilte Eier und daher finde ich es gar nicht so schlimm, dass die Eier nicht mehr halbiert sind.

Quellen

 1) Doris Aichholzer „Wildu machen ayn guet essen …“: drei mittelhochdeutsche Kochbücher: Erstedition, Übersetzung, Kommentar (Bern 1999) 173.

2) Doris Aichholzer „Wildu machen ayn guet essen …“: drei mittelhochdeutsche Kochbücher: Erstedition, Übersetzung, Kommentar (Bern 1999) 209.
Foto: DeTimmermansche

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