Was noch zu sgen ist!

Was noch zu sagen ist! - Ein Nachwort

Wer die Begriffe „Mittelalter“ und „Kochen“ in die Suchmasken der einschlägigen Onlinebücherportale eingibt, wird reichlich fündig. Die Auswahl ist groß und reicht von Büchern, die historische Rezepte für die Küche von heute aufbereiten, über Hexenkochbüchern, Schlemmen wie die Ritter, die Hildegardküche, Kesselkochen bis hin zur Küche im Auenland.


Doch die Küche des „Mittleren Zeitalters des Waldviertels in Mittelerde“ oder „Westeros“ hat mit historischer Küche ebenso wenig zu tun, wie Hexenküche und kochen mit Hildegard von Bingen. Die Hildegardküche nämlich ist eine Erfindung der 1970er Jahre. Hildegard von Bingen war Universalgelehrte und eine außergewöhnliche Frau ihrer Zeit, aber sie war eben
keine Köchin!


Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Soja, Mais und Kakao waren im mittelalterlichen Europa noch unbekannt. Sind sie als Zutat in einem Rezept angegeben, dann stammt es entweder nicht aus dem Mittelalter oder es wurde über den Maßen modernisiert. Dagegen sind Mandeln, Reis, Granatapfel, Zitronen, Weinbeeren, Feigen und Datteln häufige Zutaten, ebenso wie Stockfisch, Paradieskörner, Langer Pfeffer, Zimt oder Ingwer.


Wie ein Gericht im Mittelalter tatsächlich geschmeckt hat, weiß heute niemand mehr. Auch wenn die Gerichte nach den Rezepten, mit den genannten Zutaten (die immer moderne Lebensmittel sind, selbst mit zurückgezüchteten Arten) auf einer Herdstelle (mit offenem Feuer) und mit dem richtigen Kochgeschirr (Keramiktöpfe, Kessel, Löffel, etc.) gekocht wurden, bleibt die fertige Mahlzeit eine mögliche Interpretation und wird sich vom mittelalterlichen Original unterscheiden.


Ob Gefüllte Eier, Rinderragout mit Datteln, Lauchgemüse mit Mandelmilch, Käsepastete und Karottensalat süß oder sauer jedermanns Geschmack sind? Unwahrscheinlich. Bekanntlich sind Geschmäcker verschieden. Auf den Geschmack des Mittelalters muss man sich einlassen. Es ist ähnliche dem fremden und exotischen Geschmackserlebnis in einem anderen Land, nur eben dem einer anderen Zeit.


Viele Informationen zum Thema und zu meinen auch erwähnten Stadtführungen in Nürnberg finden sie auf meiner Website: www.timmermansche.de

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